Niclas *31.5.2019
Niclas ist ein energiegeladenes, aktives Kerlchen. Äußerst willensstark und ständig in Bewegung verlangt er seiner Mutter so Einiges ab. Er kann sich gut artikulieren und spricht verständliche Sätze. Auf den ersten Blick würde man nicht vermuten, dass er schon mehrere ernsthafte, medizinische Eingriffe hinter sich gebracht hat. Der kleine Junge kam mit einer Fehlbildung der Speiseröhre auf die Welt, die bei ihm nicht im Magen endet, sondern über eine Fistel mit der Luftröhre verbunden ist. Beim ersten Versuch das Neugeborene zu stillen, fiel bereits auf, dass etwas nicht stimmte. Als auch keine Magensonde gelegt werden konnte, wurde Niclas auf die Intensivstation verlegt und kurz darauf operiert.
Gleich nach der Entlassung aus der Klinik begleitete eine erfahrene Kinderkrankenschwester vom Bunten Kreis die kleine Familie auf den Weg in den Alltag. „Ich war völlig verunsichert und wusste anfangs gar nicht, wie ich mit Niclas umgehen sollte,“ erzählt seine Mama. „Frau M. war mir dabei eine unglaubliche Hilfe. Ohne sie hätte ich diese Herausforderung nicht so schnell bewältigt. Sie stärkte mir den Rücken und achtete darauf, dass ich nicht vergesse, auch auf mich selbst zu achten. Es dauerte einige Zeit bis ich Niclas wirklich kennengelernt hatte. Jetzt gerate ich nicht mehr so schnell in Panik, wenn mein Sohn weint, weil ich einschätzen kann, was ihm fehlt. Trotzdem ist es natürlich enorm nervenaufreibend, auf jeden Bissen zu achten, den mein Kind zu sich nimmt. Obwohl seine Speiseröhre schon vier Mal geweitet wurde, kann es immer passieren, dass etwas stecken bleibt. Plötzlich würgt er dann und bei schweren Fällen läuft er blau an. Neulich dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis der Notarzt endlich eintraf. Mein Sohn hing die ganze Zeit über meinen Beinen und es wirkte, als ob er nicht atmen würde. Diese Bedrohung bedeutet natürlich eine enorme Belastung und ich muss selbst eine Therapie machen, um die Angst langsam abzulegen.
Als Niclas sechzehn Monate war, wurde eine Arterie verlegt, die sich um die Speiseröhre gelegt hatte. Mit dieser Operation hatten wir große Hoffnungen verbunden, aber viel besser wurde der Zustand meines Sohnes leider nicht. Immerhin konnte uns Frau M. wieder eine Zeit lang unterstützen. Erneut brachte sie uns in der Organisation unseres Alltags weiter und stärkte vor allem meine angegriffenen Nerven. Sie entwarf mit mir einen Ernährungsplan und band uns an verschiedene Netzwerke an, die uns dauerhaft helfen können. Niclas weiß jetzt, dass er vor allem „kauen, kauen, kauen“ muss, bevor er schluckt. Wir hoffen sehr, dass sich mit der Zeit mehr Platz zwischen Luft- und Speiseröhre bildet, wenn Niclas wächst und unser Leben sich dann entspannt.“