Bunter Kreis Duisburg e.V.

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Liebe Freunde und Förderer,

anlässlich unseres 20jährigen Jubiläums verfasste Frau Dr. Brigitte Majewski, Stellvertretende Leiterin des Instituts für Jugendhilfe in Duisburg und Fachärztin für Kinderheilkunde, Jugendmedizin und Psychotherapeutin folgenden Text über die Anfänge des Vereins. Sie war maßgeblich an der Gründung der Frühen Hilfen und des Bunten Kreises Duisburg beteiligt. Wir möchten Ihnen den interessanten Text deshalb nicht vorenthalten.

 

VON FRÜHEN HILFEN ZUM BUNTEN KREIS

Fortschritte in der Geburtshilfe, in allen Fachgebieten der Kinderheilkunde und in der Sozialpädiatrie haben dazu geführt, dass Störungen von Gedeihen und Entwicklung eines Kindes früher erkannt und besser behandelt werden können. Mit dem Ziel, allen Kindern die ihnen möglichen Entwicklungschancen zu eröffnen, regte das Ministerium für Gesundheit und Soziales 1997 die Bildung von multiprofessionellen Arbeitskreisen an. In Duisburg waren Interesse und Voraussetzungen günstig: Kliniken und Praxen, Beratungsstellen und Fördereinrichtungen organisierten zunächst abwechselnd den Erfahrungsaustausch.

Durch den Arbeitskreis Frühförderung gründeten wir nach einer zweijährigen Pilotphase den Verein Frühe Hilfen zur frühen Förderung Duisburger Kinder. Unter dem Vorsitz von Frau Dr.Vogt (Institut für Jugendhilfe) und mit aktiver Beteiligung von Kinderärztinnen und- Ärzten, heilpädagogischen Einrichtungen und niedergelassenen Therapeutinnen und Therapeuten entstand ein Netzwerk mit regelmäßigen Treffen. Der Verein unterstützte die Kooperation in der Früherkennung und organisierte Fortbildungsveranstaltungen zu vielen die Fachgebiete übergreifenden Themen der Kindergesundheit.

Zusammenarbeit und Kommunikation untereinander und mit den Familien waren zentrales Anliegen des Vereins. Um Eltern zur Beobachtung der Entwicklung ihrer Kinder anzuregen und die Verständigung mit Fachleuten zu unterstützen, erarbeiteten wir 2001 das gelbe Elternheft. Parallel zu den Terminen der Vorsorgeuntersuchungen werden darin in positiver Formulierung: Meilensteine: der körperlichen, emotionalen und psychomentalen Entwicklung beschrieben. Mit der Übersetzung durch das Ethnomedizinische Zentrum Hannover konnte 2003 das Elternheft zweisprachig türkisch-deutsch gedruckt werden.

„Was Eltern nützt kommt Kindern zugute“ titelte ich in einem Begleitbrief zur Verteilung durch das Institut für Jugendhilfe an Eltern über die Kliniken und Praxen.

Liebe auf den ersten Blick! Eltern empfinden dieses Glück, sobald sie ihr Neugeborenes im Arm halten – wenn alles gut geht. Während der Schwangerschaft hat sich die Beziehung zwischen ihnen und ihrem Kind angebahnt, sie vertieft sich im alltäglichen Umgang durch die natürlichen Begabungen des Kindes und durch Intuition und Erfahrungen der Eltern. Bindung erwächst aus Fürsorge und Zwiesprache, Verstehen aus.

Verständigung. Nicht erst die Bindungsforschung bestätigt, wie wichtig diese frühe Bindung für Gedeihen, Anpassung und Lernen aller Kinder ist.

Bei der Behandlung unreif geborener und kranker Kinder sind Kliniken bemüht, Eltern in die Pflege einzubeziehen, sie zu informieren und anzuleiten und so auch dazu beizutragen, dass die Bindung zum Kind erwachsen kann. Zuhause müssen Eltern dann auf die Bedürfnisse des Kindes rund um die Uhr eingehen. Sie sehen sich darin und in der gleichzeitigen Bewältigung ihres Alltags oft vor unerwartete Probleme gestellt. Die Beziehung zum Kind wird durch Unsicherheit, Sorgen und Ängste überschattet, wenn begleitende Hilfe fehlt.

…Wenn plötzlich alles anders wird

Situationen, in denen Eltern Frühgeburt, chronische Krankheit, Unfall, Behinderung ihres Kindes oder damit verbundene soziale Probleme bewältigen müssen, werden anschaulich in der ersten Broschüre beschrieben, die Der bunte Kreis Duisburg 2003 herausgab.

Wie konnte es gelingen, eine Brücke zwischen Klinik und Kinderzimmer zu bauen?

Als Dr. Kämmerling, Kinderarzt im SPZ des ST. Anna Krankenhauses aus Augsburg das Modell des Bunten Kreises mitbrachte, sahen die Teilnehmenden des Arbeitskreises Frühförderung darin ein vielversprechendes Konzept der praktischen und organisatorischen Unterstützung.: Mit aufsuchendem Case Management können die notwendigen und angemessenen Hilfen mit der Familie geklärt und organisiert werden, elterliche Kompetenz. Selbstvertrauen und Beziehung zum Kind können wachsen.

Mit der Unterstützung von Frau Dr.Weber und Frau Dr. Höll in der Städtischen Kinderklinik, Dr.Seiffert im Johannes Hospital und Dr.Krogmann in der Herzklinik für Kinder konnten Kinderkrankenschwester als erste Case Managerinnnen ausgebildet und in den Familien eingesetzt werden. Bei der Gründung des Vereins 2002 übernahmen Frau Dr. Vogt und Dr.Karst im Institut für Jugendhilfe, Frau Dr.Sommers als niedergelassene Kinderärztin, Frau Klöppels in der Frühförderstelle der Lebenshilfe und die Logopädin Frau Sommer mit Frau Dr. Weber den Vorsitz. Die Verbindung zum Verein Frühe Hilfen Duisburg bestand ebenso wie die zum Verbund der Bunten Kreise, wo weitere Mitarbeiterinnen ausgebildet wurden.

Mit seinen Aufgaben und der zunehmenden Inanspruchnahme ist der Verein gewachsen und ist nach 20 Jahren eine feste Institution der Hilfen für Kinder und Familien mit besonderen Bedürfnissen. Wie viele Klinikaufenthalte und damit Trennungen von ihren Familien den Kindern erspart wurden, wie viele Hürden und Sackgassen den Eltern, das lässt sich nicht ermessen. Wir dürfen annehmen, dass diese Form der familiennahen Unterstützung nicht nur zu Gesundheit und Gedeihen sondern ebenso zur Entwicklung der vielen betreuten Kinder segensreich beigetragen hat.

Dr. Brigitte Majewski